Chronik

Der Schützenverein Langsdorf wurde, nach Aussage von Heinrich Roth 5. (Hankots Heinrich) im Jahre 1924 von Langsdorfer Männern gegründet, die Spaß am Scheibenschießen hatten. Als Gründungslokal diente die Gastwirtschaft "Zum Stern", dem Haus unseres Senior-Schützen und ehemaligen, langjährigen Vorstandsmitglieds Heinrich Dern, dessen Familie heute noch mit drei Generationen im Schützenverein aktiv ist.

Nach verbürgten Aussagen traf man sich hier sonntags zum Umtrunk; dabei beschloss man eines Tages, um die Wette zu schießen. Zimmermeister Otto Bausch stellte sein Kleinkaliber-Gewehr zur Verfügung und man zog in die "Lahmeskaute" (Lehmkaute) um den besten Schützen zu ermitteln. Die Sache macht Spaß. Deshalb wurde beschlossen, einen Schützenverein zu gründen. Den Vorsitz übernahm Zimmermeister Otto Bausch. Eine Wiese im Wald war der erste Übungsplatz. Geschossen wurde "In den Brühlwiesen" rechts der Bessinger Straße am Waldanfang.
Da weder ein Unterstand noch eine Hüte vorhanden waren, verlegte man den Schießstand bald in Ortsnähe. Es bot sich die Lahmeskaute an. Man baute an die Halle von Otto Bausch, der hier seinen Zimmerplatz hatte, einen kleinen, überdachten Anbau und schoss von dort in Richtung Lehmkaute. Ein steil abfallender Hang, entstanden durch den Abbau von Lehm, diente als Kugelfang. Nach Angaben älterer Schützen war ein Stollen seitlich in den Hang geschlagen wurden und von diesem konnte man mit einem Wechselrahmen die Schüsse kontrollieren. Leider sind aus dieser Zeit keine Unterlagen vorhanden. Deshalb sind wir hier auf die Erzählungen älterer Dorfbewohner angewiesen.

Ab dem 15.11.1936 gibt es schriftliche Unterlagen, denn an diesem Tag wurde die neue Schützenhalle "mit einem Preisschießen eröffnet und seiner Bestimmung übergeben" - so der originale Wortlaut. Diese Halle stand etwa dort, wo sich heute der Vorgarten der Firma Lück befindet. Sie war auf einem gemauerten Fundament, aus Balken gezimmert, die mit Brettern verkleidet waren. Tische und Bänke luden zum Sitzen ein und geschossen wurde aus einem an der nach Osten gelegenen Längswand eingebauten Schießstand. Auch hier wurde der vorhandene Abhang als Kugelfang benutzt. Die Schuss anzeige befand sich in einem dafür angelegten Schacht und wurde mit einem senkrechten Wechselrahmen betrieben. Daneben befand sich die im Winter von der Langsdorfer Jugend benutzte "Schlittenbahn"



Interessant ist der Kostenaufwand für die Schützenhalle, die selbstverständlich in Eigenleistung erstellt wurde. Die Kosten von 845 RM verteilten sich wie folgt: 50RM waren vereinseigene Mittel, 540 RM wurden von Vereinsmitgliedern vorgelegt und die restlichen 255 RM wurden bei dem "hiesigen Vorschuss und Creditverein aufgenommen" Erwähnenswert ist die Anschaffung eines Vereinsgewehrs. Im Protokollbuch wörtlich: "Das vom K.K. Schützenverband zur Verfügung gestellte Gewehr soll für 15 RM käuflich erworben werden".

Inzwischen hatte (auf politischen Druck) die Vereinsführung gewechselt. Maurermeister Karl Jakob übernahm das Kommando. Bester Schütze und Kreismeister 1936 wurde der uns allen bekannte Ernst Rühl, der Bruder von Rudolf und Walter Rühl, die nach dem Krieg entscheidend am Wiederaufbau unseres Vereins beteiligt waren.

Im Jahre 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Die meisten Vereinsmitglieder wurden eingezogen und die Vereinstätigkeit musste vollständig eingestellt werden. Am 08.05.1945 war dieser schreckliche Krieg zu Ende und das "Großdeutsche Reich" war zusammengebrochen. Im Zuge der "Entmilitarisierung" war an "Schießen" natürlich nicht mehr zu denken. Das Schützenhaus wurde abgebaut, von der Apostolischen Kirchengemeinde erworben und für kirchliche Zwecke genutzt. Somit war die erste Epoche des "Schützenvereins Langsdorf" beendet und nur ein Protokollbuch ab 1936 und einige alte Ehrenscheiben erinnern noch an diese Zeit.

Widergegründet wurde der Verein am 01.04.1957 in der Volkshalle. Leider fehlt die Liste der bei der Gründungsversammlung anwesenden 42 Mitglieder. Den Vorsitz übernahm der Volksschullehrer Werner Otto Haas, vom dem auch die Initiative zur Wiedergründung ausging. Wilhelm Thörner wurde 2. Vorsitzender, Richard Rauscher 1. und Rudolf Rühl 2 Schützenmeister. Heinz Humme übernahm das Amt des Schriftführers, Otto Bausch 3 wurde Vereinsrechner. Als Beisitzer fungierten Hermann Kleinfurt und Heinrich Krieger. Kassierer waren Erich Neumann und Walter Theis.
Geschossen wurde nur mit Luftgewehr auf 10m Entfernung in die Volkshalle. Da diese von mehreren Vereinen genutzt wurde, musste jedes mal auf- und abgebaut werden. Die Treffer wurden mit der "Kelle" angezeigt. Im Winter war natürlich nicht geheizt und wir mussten deshalb nach einer anderen Lösung suchen. So versuchten wir es einen Winter lang auf "Roths Saal" im Gasthaus Zur Traube. Dort wurde über Eck geschossen, ein Zustand, der mir noch heute eine Gänsehaut über den Rücken laufen lässt. Wir suchten weiter nach einer brauchbaren Lösung. Als einzige Alternative bot sich der Kellerraum in der Volkshalle an, der allerdings noch in seinem Rohzustand war, also nicht verputzt und mit gewachsenem Boden. Ein Antrag bei der damals noch selbstständigen Gemeinde Langsdorf wurde positiv beantwortet, allerdings mit der Auflage, alles in Selbsthilfe auszubauen. So kamen wir dann zu einem primitiven, aber eigenen Schießstand, der bei uns und manchen älteren Gastschützen interessante Erinnerungen wachruft. (Sauerstoff Alarm z.B.)
Zeitgleich mit dem Ausbau des Schützenkellers wurde auf der Remise mit dem Bau eines K.K.- Standes begonnen. Der Ausbau zog sich in die Länge, da der Luftgewehrstand Vorrang hatte. Auch fand das K.K.- Schießen nie großen Zuspruch und so wurde diese Anlage selten genutzt. jetzt wird im Jahr noch zweimal K.K. geschossen und zwar bei dem in Langsdorf sehr beliebten "Vereinspokalschießen", das wir seit unserem 50-Jährigen Bestehen regelmäßig ausrichten, sowie dem ebenfalls beliebten "Königsschießen".


Einen eigenen Luftgewehrschießstand hatten wir nun. Dazu das Glück, dass mit Richard kern eine große menschliche und sportliche Persönlichkeit zu uns gekommen war. Die Leistungen steigerten sich und sportliche Erfolge blieben nicht aus. So wurde wir in der Wettkampfsaison 1965 - 66 Kreisklassensieger und stiegen nach einem Aufstiegskampf in die Gauklasse auf. 1966 stellte der Schützenverein Langsdorf bei den Kreismeisterschaften allein drei Mannschaftssiege und fünf Einzelkreismeister. Unser erfolgreichster und bekanntester Schütze wurde Richard Kern, der neben zahlreichen Kreis- und Gaumeistertiteln auch vordere Plätze bei den Hessischen Meisterschaften belegte und es 1975 sogar schaffte, bei den "Deutschen Meisterschaften" in München de zwölften Platz zu erreichen.


Mit entscheidend für unsere weiteren Erfolge war wohl der Bau des "Sportlerheimes", das in gemeinsamer Arbeit mit dem T.V.Langsdorf, der letzten eigenen Gemeindevertretung sowie im zweiten Bauabschnitt mit der Stadt Lich in den Jahren 1977 - 78 in Eigenleistung erstellt wurden. bereits 1979 gelang der Wiederaufstieg in die Gauklasse und 1983 sogar der Aufstieg in die Regionalklasse, wo und Adolf Burger, Ulrich Rühl, Walter Pauli, Dagmar Ubl und Malte Fuhrmann würdig vertreten haben.
Bedingt durch die neue Anlage mit 8 Ständen ergaben sich die Möglichkeiten, den Schießbetrieb zu erweitern und auszubauen. Das war eine lohnende Aufgabe für unseren Sportleiter und Manager Manfred Bender. "Pingste" genannt Jugend- sowie die Breitenarbeit wurden intensiv betrieben und so stellt unser Verein schon seit Jahren bei den Rundenwettkämpfen die meisten Mannschaften.


Zum Schluss noch ein Wort zur "Emanzipation" bei und Schützen. Schießen war früher reine Männersache. Es war undenkbar das 1957 bei der Wiedergründung des Vereins eine Frau Interesse am Schießen gezeigt hätte. Sind es nun die Zeiten oder sind es die Menschen, die sich geändert haben? Unser Sport wird heute von beiden Geschlechtern betrieben und besonders die Frauen sind es, die zurzeit durch sportliche Leistungen in unserem Verein auf sich aufmerksam machen. Als Beispiel unsere Schülermannschaft von 1986. Damals wurden unsere drei Vertreterinnen Christine Fay, Simone Irmler und Carmen Roth Kreismeister und Gaumeister in den Disziplinen "Luftgewehr" und "Dreistellungskampf Luftgewehr". Bei der folgenden "Hessischen Meisterschaft" belegten sie in der Disziplin "Luftgewehr" den zweiten Platz, im "Dreistellungskampf Luftgewehr" mit der Mannschaft den dritten Platz und Christine Fay wurde in ihrer Klasse mit 274 Ringen Hessenmeister. Das hatte zur folge, dass sie in den "Hessenkader" berufen wurde und zweimal beim Schülervergleichskampf Hessen gegen Nordrhein-Westfalen mit guten Ergebnis teilnahm.
Und gerade diese Drei sind es, die zusammen mit Marion Lotz, Alexandra Genz, Anette Roth und anderen unseren Schießsport zu einem idealen Familiensport machen und somit einen wesentlichen Beitrag für die Zukunft unseres Vereins leisten.